Ich gehe alle Wege mit
"Der Herr zog vor ihnen her, bei Tag in einer Wolkensäule, um ihnen den Weg zu zeigen, bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten.
So konnten sie Tag und Nacht unterwegs sein"
(Ex 13, 21)
Der Gott der biblischen Glaubenserfahrung ist ein "Weg- oder Wandergott". Seine Gegenwart begleitet das Volk zu jeder Zeit - vierundzwanzig Stunden, rund um die Uhr. Der ICH-BIN-DA ist mit Israel auf dem Weg. Wolke und Feuer sind Symbole seiner sorgenden Nähe.
Jesus versteht sich als der gute Hirt, der seinen Schafen vorangeht.
Ihn bewegt die gleiche Heilssorge wie Jahwe so sehr,
daß er von sich sagen kann:
"Ich bin der Weg"
(Joh 14, 6)
Nächte
Das ist das Gute
bei jeder Nacht: der Tag kommt.
Das ist das Gute
im kalten Winter: es wird Frühling.
Das ist das Gute,
wenn die Schwalben ziehen: sie kommen wieder.
Solange die Erde steht,
folgt Saat und Ernte, Kälte und Hitze,
Sommer und Winter, Tag und Nacht:
Das hat dein Treue-Wort einst
nach der vernichtenden Flut
dem Menschen verbürgt.
Aber es gibt Nächte, Herr, die stehen
nicht im Kalender mit Anfang und Ende verzeichnet,
Nächte: schwarz, drohend, endlos, ohne Grenze. . .
Nächte der Todesnot,
Nächte, vom Schmerz durchstochen,
Nächte, von Angst gewürgt,
Nächte, von Hass und Abscheu geschüttelt,
Nächte mit leeren Augenhöhlen
sinnlosen Dunkels.
Gott, gilt auch für diese
grenzenlosen Nächte dein
Treue-Wort, du
Erlöser Israels?
Ich warte, Herr.
Noch lasse ich dich nicht.
Sr. Maria Benedikta Ströle OSB